* 3. Mai 1886
† 30. Mai 1971
von Peter Jost
Essay
Als Komponist stand Dupré lange im Schatten seines Wirkens als Interpret und Improvisator, als Pädagoge und Editor. So geschätzt und anerkannt er als Organist in Kirche und Konzertsaal sowie als Lehrer an seinen verschiedenen Wirkungsstätten war, blieb ihm doch die Einordnung in die Reihe der großen französischen Orgelkomponisten zu Lebzeiten weitgehend versagt. Erst in jüngerer Zeit zeichnet sich eine gegenläufige Tendenz ab, die nicht zuletzt an der gestiegenen Zahl der Einspielungen seiner Kompositionen, wenngleich noch immer unter einer gewissen Bevorzugung bestimmter Werke, abzulesen ist. Die Neuentdeckung seines Schaffens ist allerdings auch dem nachdrücklichen Einsatz seiner Schüler (vor allem von Rolande Falcinelli) sowie entsprechender Fördergesellschaften zu verdanken („Association des Amis de l'Art de Marcel Dupré“, 1970; die „Association Collegium musicum“ in Tournai/Belgien widmete ihm die Publikationsreihe „Cahiers de Marcel Dupré“, 1986ff.).
Wenn auch Dupré vorwiegend als reproduzierender Künstler rezipiert wurde, so gab es doch zahlreiche aufsehenerregende Aufführungen eigener Werke, die relativ rasch publiziert wurden. Als Erklärung bietet sich zunächst die – ungeachtet der bevorzugten Bindung an die Orgel – Vielfalt seines Schaffens an, das von den Großwerken wie den beiden Orgelsymphonien (1924; 1929) oder der Symphonie für Orgel und Orchester (1924/28) ...